Exkursion nach Föhr vom 18.–23. Mai 2025 – ein echtes Outdoor-Klassenzimmer!
Vom 18. bis 23. Mai 2025 reisten 19 Schülerinnen und Schüler der TuN-Kurse aus den Klassen 8a, 8b, 8c und 8d gemeinsam mit Frau Opitz, Frau Fahr und Frau Kölb auf die Nordseeinsel Föhr. Im Mittelpunkt der Exkursion standen ökologische Themen rund um das Wattenmeer, die Geschichte der Insel sowie aktuelle Herausforderungen durch Tourismus und Klimawandel. Die Woche bot eine gelungene Mischung aus fachlichem Lernen, praktischer Naturerfahrung und Gemeinschaftsbildung.
Sonntag, 18. Mai: Ankommen und erste Begegnung mit dem Meer
Nach einer langen, aber reibungslosen Anreise mit Zug und Fähre bezogen wir unsere Zimmer in der Jugendherberge in Wyk. Ein erster Spaziergang zum Strand nach dem Abendessen ließ bereits die Vorfreude auf die kommenden Tage steigen: Die Jugendlichen suchten Muscheln, beobachteten Austernfischer, Brandgänse und Möwen und genossen den weiten Blick über das Wattenmeer.
Montag, 19. Mai: Dem Wattenmeer auf der Spur
Am ersten Exkursionstag stand der Nationalpark Wattenmeer im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einweisung an den Fahrrädern radelten wir bei herrlichem Wetter zur Schutzstation Wattenmeer am Südstrand. Dort begrüßte uns Magdalena, eine FÖJ-lerin, die uns mit viel Engagement durch eine informative Wattwanderung führte. Die Schüler lernten anschaulich, wie Ebbe und Flut entstehen, welche besonderen Überlebensstrategien Wattbewohner wie der Wattwurm oder die Strandkrabbe entwickelt haben. Einige probierten sogar den Meersalat, aus dem ein Farbstoff für grüne Gummibärchen gewonnen wird.
In der anschließend besuchten Nationalpark-Ausstellung tauchten wir tiefer in die Welt des Wattenmeeres ein. In interaktiven Räumen erhielten wir vielfältige Einblicke in das Leben zwischen Ebbe und Flut. Besonders eindrucksvoll waren die Aquarien mit Seesternen, Seeskorpionen und Einsiedlerkrebsen. Im Seminarraum wurde mikroskopiert – mit Objekten wie Haifischhaut, Schlangensternen oder Federn – eine gelungene Verknüpfung mit dem naturwissenschaftlichen Unterricht, denn hier konnten die Schülerinnen und Schüler das zuvor in der Schule Gelernte praktisch anwenden.
Am Nachmittag arbeiteten die Gruppen an einer Stadtrallye durch Wyk. Nach dem Verfassen der Tagesberichte und einem Vogelquiz in der Jugendherberge endete der rundum gelungene erste Tag mit einem Abendspaziergang am Strand, bei dem sogar ein brütender Austernfischer entdeckt wurde.
Dienstag, 20. Mai: Inselgeschichte & Leben im und am Meer
Am Dienstagmorgen ging es mit den Fahrrädern in das malerische Inseldorf Nieblum. Auf dem historischen Friedhof der Kirche St. Johannis betrachteten wir die sogenannten „sprechenden Grabsteine“, die nicht nur Namen und Daten, sondern ganze Lebensgeschichten preisgeben. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren anhand der Symbole und Inschriften viel über das Leben früherer Kapitäne und Walfänger. In der Kirche, dem Friesendom, erhielten sie Einblicke in religiöse und kulturelle Traditionen der Insel.
Ein spontanes Highlight beim Rundgang durch Nieblum: Ein Reetdachdecker bei der Arbeit! Die Technik des Reetdeckens wurde aufmerksam beobachtet. Ein Reetdach kann 30–50 Jahre halten, kostet je nach Größe mehrere zehntausend Euro und ist nicht nur ökologisch, sondern auch ästhetisch ein regionaler Schatz.
Am Nachmittag folgte eine Schifffahrt zu den Seehundbänken. Beim Seetierfang konnten zahlreiche Meeresbewohner aus nächster Nähe betrachtet werden. Die Schüler sahen Seesterne, eine kleine Scholle, Nordseegarnelen und viele alte Bekannte, die ihnen tags zuvor im Watt bereits begegnet waren. Ein unvergesslicher Moment: zehn Seehunde, die sich auf einer Sandbank sonnten, während über ihnen Schwärme von Eiderenten kreisten. Magdalena und ihre Kollegin informierten dabei über die Meeressäuger Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal.
Zurück in der Jugendherberge hatten die Schülerinnen und Schüler Zeit für ihre Tagesberichte und ein Seehund-Quiz. Am Abend zeigte uns „Bernstein-Uwe“ seine Funde und erklärte uns, wann, wie und wo man echten Bernstein findet und woran man ihn erkennt. Er führte mit viel Humor und Fachwissen in die Kunst des Bernsteinschleifens ein. Alle durften ihren eigenen Bernstein bearbeiten und ein Schmuckstück mit nach Hause nehmen.
Mittwoch, 21. Mai: Nachhaltigkeit, Klimawandel und Umweltschutz
Dieser Tag war geprägt von aktuellen Fragen zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Nach dem Frühstück ging es mit dem Fahrrad zum Hafen von Wyk. Herr Stubenrauch erzählte anschaulich von der Geschichte des Hafens und den Herausforderungen durch Sturmfluten, die am Sturmflutpfahl eindrucksvoll dokumentiert sind.
Nach der Hafenführung trafen wir im Rathaus zwei Vertreter der Stadt Wyk. Herr Becker und Herr Lüders informierten uns über Nachhaltigkeit und Tourismus. Die Schüler stellten viele Fragen und lernten, was ein CO2-Fußabdruck ist, was mit dem vielen Müll passiert, den der Tourismus mit sich bringt, woher die Insel ihr Trinkwasser bekommt und was die Stadt Wyk unternimmt, um Naturschutz, Tourismus und die Bedürfnisse der Inselbewohner miteinander in Einklang zu bringen, z.B. durch die Initiative Föhr Green. Außerdem sahen wir, was der durch den Klimawandel zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels für die Insel Föhr bedeutet.
Nachmittags erkundeten wir erneut die Stadt Wyk und besuchten den Storchenpark des Vereins „Elmeere“, der bedrohte Lebensräume schützt und landwirtschaftliche Flächen renaturiert. Wir konnten viele verschiedene Vogelarten entdecken und den Störchen beim Nestbau zuschauen. Auf einem Bildschirm sah man Bilder der Storchencam, die rund um die Uhr Livebilder aus einem Storchennest sendet. Auf dem Rückweg zur Jugendherberge legten wir eine nach diesem lehrreichen Tag sehr verdiente Spielplatzpause ein.
Nach dem Verfassen der Tagesberichte verbrachten wir den Abend am Strand: Bei einer Such-Challenge sammelten die Teams verschiedenste Strandfunde – darunter Federn, Treibholz und unerwarteten Müll. Danach wurde gemeinsam Volleyball gespielt – mit viel Wind, aber noch mehr Begeisterung.
Donnerstag, 22. Mai: Kultur, Tradition und Freizeitspaß
Passend zum etwas trüberen Wetter ging es am Donnerstag ins Friesenmuseum. Die Schüler erkundeten in einer Rallye die Inselgeschichte – vom Walfang über Hügelgräber bis hin zu Bräuchen, Trachten und der Tierwelt Föhrs.
Am Nachmittag war Zeit für die Innenstadt, Souvenir-Shopping und Verpflegung für die Rückreise. Später sorgte ein Go-Kart-Rennen für Abwechslung. Das Fußballspiel gegen eine sechste Klasse endete mit einem „großzügigen“ Ergebnis. Sie brauchten ein Erfolgserlebnis… 😉
Nach der Siegerehrung der Stadtrallye gab es eine spontane Feedbackrunde. Alle waren sich einig: Die gemeinsame Zeit hat die Gruppe gestärkt und viele bleibende Eindrücke hinterlassen.
Freitag, 23. Mai: Abschied mit Rückenwind
Bereits vor dem Frühstück war gepackt. Nach einem herzlichen Abschied vom Jugendherbergsteam hieß es: Auf Wiedersehen, Föhr! Bei strahlendem Sonnenschein ging es mit der Fähre zurück aufs Festland – wo uns eine abenteuerliche Rückreise mit Zugausfällen und überfüllten Waggons erwartete. Doch selbst das meisterte die Gruppe mit Geduld, Humor und Zusammenhalt.
Bildung mit Weitblick: Nachhaltiges Lernen am anderen Ort
Diese Exkursion war in jeder Hinsicht ein Erfolg: Die Schülerinnen und Schüler lernten nicht nur fachlich enorm viel, sondern konnten das Erlebte mit allen Sinnen aufnehmen – ob bei der Wattwanderung, am Mikroskop, beim Bernsteinschleifen oder beim Blick durch das Fernglas auf die Seehunde. Auch die Auseinandersetzung mit Tourismus, Umweltschutz und Geschichte der Insel wurde intensiv geführt.
Das Wetter spielte mit, die Stimmung war hervorragend und die Gruppe zeigte sich außergewöhnlich engagiert, hilfsbereit und interessiert. Auch die Lehrerinnen waren sich einig: Besser hätte es nicht sein können!
Gleichzeitig wurde mit dieser Fahrt ein wichtiger Bildungsauftrag erfüllt: Lernen am anderen Ort ermöglichte den Kindern einen ganzheitlichen Zugang zu naturwissenschaftlichen Inhalten, der im Klassenzimmer kaum zu leisten wäre. Themen wie Ökosysteme, Artenvielfalt, Klimawandel oder nachhaltiger Tourismus wurden nicht nur theoretisch behandelt, sondern im direkten Kontakt mit der Natur erlebt, beobachtet und hinterfragt.
Durch handlungsorientierte Angebote – vom Mikroskopieren mariner Kleinlebewesen über technische Verfahren wie das Bernsteinschleifen bis hin zu Experimenten und Führungen – konnten zentrale Inhalte aus den Bereichen Biologie, Geografie und Technik lebendig und nachhaltig vermittelt werden.
Darüber hinaus förderte die Exkursion wichtige soziale Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit, die für das schulische wie persönliche Weiterkommen mindestens ebenso bedeutsam sind wie Fachwissen.
Die Fahrt war damit nicht nur „schön“, sondern pädagogisch wertvoll, fachlich fundiert und im besten Sinne zeitgemäß.