Dierdorf wird wieder zum Zentrum Europas
Dierdorfer Schulen erhalten EU-Förderungen für ihre Erasmus+ Projekte
Während europaskeptische Töne immer lauter werden, anlässlich des Brexits der Zusammenhalt der EU gefährdet erscheint und rechtspopulistische Tendenzen in Osteuropa nicht verstimmen wollen, setzen die Gutenberg-Grundschule, die Nelson-Mandela-Schule (Realschule Plus) und das Martin-Butzer-Gymnasium ein starkes Zeichen für Europa.
Im Rahmen des Erasmus+ Programms der Europäischen Union, welches die Zusammenarbeit im Bildungsbereich finanziell fördert, wurden in der Bewerbungsrunde 2018 in ganz Rheinland-Pfalz 20 Erasmus+ Projekte für Schulpartnerschaften genehmigt. Davon werden nun alleine drei in den nächsten zwei Jahren von den Dierdorfer Schulen durchgeführt und koordiniert. Zudem ist es deutschlandweit sicher einzigartig, dass drei Schulen unterschiedlicher Schulformen in einem so kleinen Ort ihre europäischen Kontakte auf diesem Wege ausbauen, was auch Bettina Münch-Rosenthal, die Expertin für internationale Zusammenarbeit im Bildungsbereich der ADD, bestätigt.
Die Schulen nutzen die Fördertöpfe, um ihre Schülerinnen und Schüler durch und in Europa voranzubringen. Insgesamt unterstützt die EU die drei Projekte unter Beteiligung finnischer, dänischer, britischer, polnischer und italienischer Partnerschulen mit 338.000€, die für Reisen und Projektdurchführung eingesetzt werden können. Junge Menschen aller Altersstufen und Bildungswege erhalten durch drei unterschiedliche Projekte somit die Chance, grenzüberschreitend zu arbeiten und anderen Europäern an neuen Lernorten zu begegnen.
„Komm, ich zeig Dir meine Stadt“ – Mit dieser Einladung im Projekttitel werden bereits die Jüngsten der Gutenberg-Schule und ihrer Partnerschule in Krotoszyn einander digital und real die Hände reichen. Gemeinsam werden bei zwei gegenseitigen Besuchen die Städte aus Kindersicht erkundet. Am Ende dieses zweijährigen Projektes können dann alle Dierdorfer vom Ergebnis profitieren: einer digitalen Neuauflage des Stadtführers, der zur 650-Jahr-Feier entstanden war. Ebenso werden sie die langjährige Partnerstadt Dierdorfs digital kennenlernen können.
Die Nelson-Mandela-Schule führt ein Projekt mit dem Titel „At work in Europe“ mit Schulen aus Winchester (England), Bisceglie (Italien) und Soini (Finnland) durch. Dies ist bereits das vierte europäische Projekt, das die Partnerschulen seit 2011 zusammen auf die Beine stellen. Dieses Mal widmen sie sich den Zukunftschancen ihrer Schülerinnen und Schüler. Diese stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und werden bald ihre ersten Schritte auf den europäischen Arbeitsmarkt wagen. Um sie auf diesen bedeutsamen Lebensabschnitt vorzubereiten, können sie im Projektzeitraum persönliche Fähigkeiten entdecken, unterschiedliche Berufsfelder kennenlernen und Erfahrungen als Jungunternehmer sammeln. Lokale Betriebe stehen ihnen hierbei mit ihrer Expertise zur Seite. Zusammen werden die Siebt- bis Neuntklässler Schülerfirmen gründen. Ausgestattet mit einem kleinen Startkapital muss das junge Unternehmen in den nächsten zwei Jahren ein Produkt entwerfen, es herstellen lassen und vermarkten. Vom Ergebnis können sich dann alle beim abschließenden Schulfest überzeugen, wo sich die Startups samt ihrer Ergebnisse präsentieren werden.
Auch beim Martin-Butzer-Gymnasium wird das Erasmus+ Projekt in einem großen Schulfest im September 2020 enden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn zusammen mit den Partnerschulen aus Krotoszyn, Kopenhagen (Dänemark) und Ostia (Italien) wollen die Schülerinnen und Schüler von der achten bis zur elften Jahrgangsstufe die Europäische Plastikstrategie der Europäischen Kommission in die Tat umsetzen. Hierbei gehen sie der Frage „Life in Plastic, is it fantastic?!“ auf den Grund und werden einerseits den negativen Einfluss von Kunststoff auf Mensch und Umwelt beleuchten, andererseits aber auch die Nützlichkeit und Unverzichtbarkeit von Plastik im Alltag und der Wirtschaft fokussieren. Am Ende sollen dann ein reflektierter Umgang mit diesem Roh- und Wertstoff sowie ein Umdenken im persönlichen Konsumverhalten stehen. Während der Projektarbeit entsteht zudem sukzessive eine WebApp, die die Ergebnisse und Erfahrungen der Projektarbeit veröffentlicht und für die Allgemeinheit nutzbar macht. Ähnlich wie die Nelson-Mandela-Schule wird auch das Martin-Butzer-Gymnasium in allen Projektphasen eng mit regionalen Betrieben zusammenarbeiten, die die Einblicke in die Welt des Kunststoffs und Digitalen geben und mit dem nötigen Know-How den Schülerinnen und Schülern zur Seite stehen.
Diese drei Erasmus+ Projekte stellen somit ein echtes Plus für das europäische Zusammenleben und die Dierdorfer Schullandschaft dar.