Lutz van Dijk von HOKISA zu Besuch

Rechtzeitig vor dem Schuljahresende besuchte uns unser langjähriger Freund und Mitbegründer des HOKISA-Heimes in Südafrika, der deutsch-niederländische Schriftsteller Lutz van Dijk.

Lutz van Dijk begrüßte die Schülerschaft mit der Bemerkung, dass einige der Schülerinnen und Schüler noch gar nicht geboren waren, als er das erste Mal unsere Schule besuchte. Seit 2001 verbindet unsere Schule eine Freundschaft mit dem HOKISA-Team und besonders mit Lutz van Dijk, der seitdem in regelmäßigen Abständen zu einem Besuch vorbeischaut und Neuigkeiten aus Masiphumelele berichtet.

Und wie immer hatte er lustige und bewegende Geschichten aus dem Leben im HOKISA-Haus dabei.

Angesprochen auf die Frage, welche Sprachen unsere Kinder neben der deutschen, der englischen und teilweise der französischen, die man in der Schule lernt, noch kennen, kam eine beachtliche Anzahl zusammen:

Russisch, Serbisch, Persisch, Spanisch, Türkisch, Japanisch, Italienisch, Polnisch waren die Sprachen, die unsere Schülerinnen und Schüler von zuhause, aus dem Urlaub oder von Freunden kennen. Und nun erklärte Lutz van Dijk die afrikanische Sprache Xhosa mit ihren unverwechselbaren Klicklauten, die er in einem Fünf-Minuten-Crashkurs den Kindern näherbrachte.

Kinder, die in Deutschland zur Schule gehen, haben dabei einen Vorteil: Alle Buchstaben in Xhosa werden so ausgesprochen wie die deutschen, nur die drei Klicklaute muss man lernen.

C ist der kleinste Klicklaut, den man vorne mit der Zunge an den Zähnen erzeugt;

X ist der Laut, der in der Mitte des Mundes liegt;

Q klingt so, als würde man ein Pferd rufen.

Und schon wurde munter geschnalzt und geklickt.

Dann erzählte Lutz van Dijk von den Kindern in HOKISA

Wer bereits bei früheren Besuchen Lutz van Dijks anwesend war, konnte erkennen, dass einige Kinder, von denen er erzählte, mittlerweile älter geworden sind und sich dementsprechend weiterentwickelt haben.

Heute erzählte er unter anderem von Aphiwe, das heißt übersetzt „der Starke“. Als er in der ersten Klasse war, brach seine Mutter auf der Straße zusammen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Zurück blieben Aphiwe und seine erst wenige Monate alte kleine Schwester Panana („süßer kleiner Kuchen“).

Aphiwe wurde von der Polizei mitgenommen, obwohl seine größte Sorge seiner kleinen Schwester galt. Dann starb die Mutter, und Aphiwe wurde schließlich ins Kinderhaus HOKISA gebracht. Dort bestand er zuallererst darauf, seine kleine Schwester zu suchen. Erst vier Monate später wurde Panana in einem anderen Kinderheim gefunden, wo man sie kurz vorher abgegeben hatte. Und obwohl schon vier Monate vergangen waren, erkannte Aphiwe das kleine Mädchen sofort und war sehr glücklich.

Lolo („der, der die Freude bringt“) war ein paar Monate alt, als er ins Heim kam. Die Mutter war gestorben, der Vater war Alkoholiker und deshalb nicht in der Lage, sich um seinen Jungen zu kümmern. Ab und zu kam er zu Besuch und versprach dem Jungen, ihn am Wochenende zum Ausflug zu holen. Aber er kam nie. Lolo wartete immer auf ihn, wenn die anderen zum Ausflug wegfuhren. Irgendwann wartete er nicht mehr. Und da die Kinder sich einen Wahlpapa oder eine Wahlmama in HOKISA auswählen dürfen, entschied Lolo sich für die jüngste Erzieherin Onwaba als Wahlmama, weil sie auch schlechte Erfahrungen mit ihrem alkoholabhängigen Mann gemacht hatte und er fand, dass sie sich gegenseitig helfen können.

Lutz van Dijk schilderte sehr eindrücklich, welch verantwortungsvolle Aufgabe jeder einzelne bei HOKISA leistet, denn die Kinder leiden meist jahrelang unter ihren oft schlimmen Kindheitserlebnissen und brauchen viel Geduld, bis sie wieder Vertrauen fassen können.

Lutz van Dijk beendete seinen Bericht mit dem Wunsch für alle Menschen weltweit, dass niemand jemals in seinem Leben alleine sein und immer einen Freund an seiner Seite haben sollte.

Schließlich dankte Lutz van Dijk der Schule für die vielen Spenden, die in den letzten Jahren das HOKISA-Haus erreicht haben. Stellvertretend überreichten drei Schülerinnen der Klasse 5e eine Karte und ein selbst gestaltetes Plakat. Die Klasse hatte beim sozialen Tag einen grandiosen Spendenbetrag von 405 Euro erarbeitet. Chiara hatte beispielsweise in der Gemeinde Beetpflege gemacht und dafür 75 € für HOKISA erhalten.

Frau Fahr konnte ergänzen, dass sich die bisher eingegangenen Spenden vom sozialen Tag auf weit über 2500€ belaufen.

Zusätzlich hatte der Spendenlauf der Abschlussklassen über 400 € eingebracht.

In dem anschließend vorgestellten Film über HOKISA konnten die Zuhörer einige der von Lutz van Dijk vorgestellten Kinder und Erzieher wiedersehen.

Auch Herr Schiemann schloss sich dem Dank Lutz van Dijks an die Schülerschaft an.

Eine der Klassensprecherinnen bedankte sich spontan für das, was das HOKISA-Team für die Kinder tut.

Bevor Lutz van Dijk sich verabschieden durfte, musste er noch einige Fragen der Kinder beantworten, die im Folgenden zusammengefasst werden:

Zurzeit leben 22 Kinder in HOKISA, obwohl eigentlich nur 20 zulässig sind. Aber  es werden keine bedürftigen Kinder abgewiesen. Übersteigt die Zahl der Kinder die Kapazitäten erheblich, werden Kinder an Pflegefamilien im Township vermittelt, die sich dann mithilfe von HOKISA liebevoll um die Kinder kümmern.

In der Regel teilen sich immer zwei Kinder ein Zimmer. Kommen neue Bewohner hinzu, nehmen alle Kinder gerne andere mit auf.

Bei HOKISA arbeiten etwa zehn Erwachsene, davon acht Hauptamtliche, außerdem ein Arzt.

Das Haus ist auf Spenden angewiesen, um den Kindern in allen Belangen helfen zu können, denn nach wie vor ist das Wichtigste für die Kinder, deren Eltern meist Aids-infiziert waren oder sind, neben der Fürsorge eine gute Ernährung und medizinische Versorgung. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass bei keinem der Kinder das Aids-Virus ausgebrochen ist oder sie irgendwelchen Einschränkungen ausgesetzt sind.

Wenn Sie die Arbeit von HOKISA unterstützen wollen, freuen wir uns sehr! Die Kontaktdaten finden Sie auf unserer HOKISA-Seite.